Lullaby Road
Ben durchquert mit seinem Truck täglich die Hochwüste von Utah, um seine Kunden, die abseits der Zivilisation entlang der Road 117 leben, zu beliefern. Eines Tages vertraut ihm Pedro, ein entfernter Bekannter, ein sechsjähriges Mädchen an, das Ben bald Manita nennt, da er ihren Namen nicht kennt. Ben kümmert sich so gut es geht um die Kleine, während er seine Tour macht. Nach allerlei Begegnungen, kleinen und großen Zwischenfällen, stößt Ben auf die Spur eines Pädophilenrings, dem Manita mit Pedros Hilfe entkommen ist. - Andersons Roman ist ein Buch voller farbiger Figuren, die sich am Rande der Gesellschaft eingerichtet haben. Das in der Ich-Form erzählte Buch kann als eine Art Road-Book bezeichnet werden, da seine Dramaturgie auf die Charaktere und deren Lebensumstände abgestimmt ist, mit denen sich Ben, immer unterwegs mit seinem Truck, im Laufe der Handlung konfrontiert sieht. Manitas Schicksal und der Mordversuch an einem Priester sind auf geradezu unauffällige Weise mit weiteren Handlungssträngen verwoben. Die endlose Weite der Wüste, ihre Gefahren und Widerstände werden zum Sinnbild für die vom Leben gezeichneten Figuren, die diese unberechenbare Landschaft bewohnen.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Lullaby Road
James Anderson ; aus dem Amerikanischen von Harriet Fricke
Polar Verlag (2020)
374 Seiten
fest geb.