Der große Mann

Der Aborigine Cameron Doomadgee kommt auf Palm Island im Nordosten Australiens in einer Polizeizelle zu Tode. Um diesen Tod aufzuklären, findet eine Anhörung statt. Die Ich-Erzählerin reist auf die Insel, um über den Fall zu berichten. Senior Sergeant Chris Hurley, zwei Meter groß ("Der große Mann", gleichzeitig eine Gestalt aus den Aborigine-Mythen), wird des Mordes bzw. Totschlags verdächtigt. Der auf Tatsachen beruhende, bereits 2008 im Original erschienene Roman erzählt minutiös die Vorgänge. Die Autopsie ergibt, dass Cameron an starken inneren Blutungen gestorben ist. Doch wer ist dafür verantwortlich? Es kommt zum Aufstand, bei dem die Polizeistation und Hurleys Haus niedergebrannt werden. Über mehrere, monatelang unterbrochene Etappen erstreckt sich die Anhörung. Viele Informationen und Geschichten über Leben, Gebräuche und vor allem über das grausame Schicksal der Aborigines, ihre Unterdrückung durch Missionare, Polizei und Verwaltung, Alkoholismus und Drogenmissbrauch streut die Autorin fast beiläufig in die Handlung ein. Schließlich die Bekanntgabe des Untersuchungsergebnisses, die eine Lawine weiterer Gewalt und weiterer Untersuchungen ins Rollen bringt. Am Ende des Buches stehen der Prozess gegen Hurley, in dem sich Anklage und Verteidigung ein leidenschaftliches Duell liefern, und Hurleys Freispruch. - Ein großes Leseerlebnis, ein wichtiges Buch, das die Kultur eines fernen Kontinents ins Licht taucht - allen Büchereien sehr empfohlen. (Übers.: Michael Kleeberg)