Der Sandler

Karl durchstreift München. Regelmäßig nutzt er die Essensaugabe in Sankt Bonifaz, die Bahnhofsmission und die Kleiderkammer. Einst war er Mathelehrer und glücklicher Familienvater, bis ihm ein Junge vors Auto lief. Von jeder Schuld freigesprochen, Der Sandler konnte er den Tod des Jungen doch nicht verkraften … Auch sein Freund Lenz schlägt sich so durch. Auf der Suche nach Karl, spürt er, dass sein Ende naht. Er will ihm seine Zettel, auf denen er seine utopische Weltvorstellung notiert hat, und seine Wohnung vererben. Für Karl könnte das einen Neuanfang bedeuten. Doch da gibt es auch noch Kurt, der, gerade aus der Haft entlassen, selbst auf der Suche nach einer Unterkunft ist und es nicht nur deshalb auf Karl abgesehen hat. - Auch andere Schicksale berühren. So das von Mechthild, die nach mehreren Fehlgeburten nicht mehr glücklich werden konnte, oder das von der Bettlerin, die für das Überleben ihrer Kinder im Ausland sorgt. - Dies ist ein gelungener Debütroman, der gekonnt Menschen vom Rande der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt. Er erzählt von deren Scham des sozialen Abstiegs, weckt aber auch Verständnis für ihre Gründe, die dazu führten. Weder erniedrigende oder gewaltsame Erfahrungen, weder Solidarität noch Ausgrenzung werden ausgelassen. Sicherlich ein unbequemes Thema, dem hier eine authentische, eindrucksvolle Stimme verliehen wird, und das zum Nachdenken anregt. Ein Buch, dem man viele Leser/-innen wünscht.

Nicole Lorrig

Nicole Lorrig

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Sandler

Der Sandler

Markus Ostermair
Osburg Verlag (2020)

370 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 959878
ISBN 978-3-95510-229-6
9783955102296
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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