Borne
In "der Stadt" gibt es all die Dinge nicht mehr, die uns als Kennzeichen zivilisierten Zusammenlebens vertraut sind. Es ist eine Ruinenlandschaft, in der die Überreste biotechnischer Experimente herumkrauchen und für Angst und Schrecken bei den Menschen sorgen, die noch eine andere Welt erlebt haben. Die Ich-Erzählerin lebt in einer Häuserruine und versucht, durch einfaches Sammeln zu überleben. Da taucht Borne auf, eine amorphe Masse mit einer meist vasenförmigen Gestalt. Er lernt bei ihr die wenigen noch erhaltenen Zivilisationsgesten und Verhaltensweisen, vor allem die Sprache. Gewissermaßen erwachsen beginnt das wabbelige und wandelbare Wesen einen Kampf gegen die scheinbar übermächtigen anderen Überlebenden der Katastrophe. Mit Erfolg. - Dieser Science-fiction-Roman zeichnet ein überaus düsteres Ende der uns vertrauten Lebensumstände nach dem Verlust jeglicher Sozialstrukturen, den Rückfall in primitive, nahezu "steinzeitliche" Überlebensstrategien. Sich verstecken, sich schützen und Fallen entgehen, ist der Tageslauf. Dass Gefühlsregungen und ethische Aspekte hier auf der Strecke bleiben, ist sachlogisch. Erst das so gar nicht menschenähnliche Wesen Borne verändert dies. - Ein Buch, das zum Fragenstellen und Nachdenken über das Wohin der heutigen technisch und biologisch möglichen Entwicklungen anregt. (Übers.: Michael Kellner)
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Borne
Jeff VanderMeer
Kunstmann (2017)
363 S. : Ill.
fest geb.