Der schwarze Gürtel
Fernando Retencio erarbeitet in einer Consultingfirma zumeist psychologische "Problemlösungen" - und ist darin eigentlich ziemlich gut. Um die höchste Stufe in der Mitarbeiterschaft, den "schwarzen Gürtel" zu erlangen, verändert er sich zusehends: Er wittert in allen Kollegen (die für ihn zu einer gesichts- und namenlosen Masse werden) ausschließlich erbitterte Konkurrenten im gnadenlosen Firmen-Ranking, er versucht, sich mit immer größeren Dosen an Pillen fit für den Job zu halten und entfremdet sich mehr und mehr von seiner Frau, der er mit geradezu krankhaftem Eifer eine Affäre nachzuweisen versucht. Kurz: Er wird zu einem Typen, den nur eine Mutter lieben kann. - Laut Klappentext will der mexikanische Autor mit bösem Humor und Hintersinn den Zynismus der modernen Arbeitswelt entlarven. Das gelingt ihm leider nur bedingt. In den eingestreuten Rückblenden in die Kindheit Fernandos allerdings blitzt das große Erzähltalent des Autors auf. Die Anschaffung für KÖBs ist entbehrlich, wenn auch vertretbar. (Übers.: Hans-Joachim Hartstein)
Thomas Oberholthaus
rezensiert für den Borromäusverein.
Der schwarze Gürtel
Eduardo Rabasa
Kunstmann (2018)
396 S.
fest geb.