Archiv der verlorenen Kinder
Eine Patchwork-Familie mit zwei Kindern fährt von New York in den Südwesten der USA. Der Vater möchte eine Dokumentation über die Geschichte der Apachen erstellen, die Mutter beschäftigt sich mit dem Exodus Tausender Migranten-Kinder aus Zentralamerika in die USA, denn eine Bekannte von ihr, die selber in die USA emigriert ist, ist auf der Suche nach ihren beiden Kindern, die sie allein zurücklassen musste und die auf dem Weg zu ihr verschollen sind. Auf ihrer Fahrt im PKW lernen Vater, Mutter und die beiden Kinder das Leben in den US-amerikanischen Kleinstädten kennen. Und die Eltern merken immer mehr, dass ihre Ehe trotz aller Versuche nicht mehr zu retten ist. Als ihre beiden Kinder fühlen, dass die Familie zerbrechen wird, verschwinden sie spurlos. So wollen sie ihre Eltern dazu bringen, doch zusammen zu bleiben. Ihr Ziel ist der Echo-Canyon, wo sie auch die verschwundenen Kinder zu finden hoffen. - Luisellis Roman ist vielschichtig: Neben der Beschreibung des Zerfalls einer Familie geht es ihr auch um das hochaktuelle Thema der Migrantenkinder, die in den USA nach ihren Verwandten und einem besseren Leben suchen und von den US-Behörden gnadenlos interniert und abgeschoben werden. Mit zahlreichen literarischen Anspielungen und Reflexionen über den American Way of Life hat sie ein ebenso fesselndes wie lebensnahes Buch geschrieben, voller Melancholie, aber auch Poesie, politisch, gesellschaftskritisch und philosophisch. (Übers.: Brigitte Jakobeit)
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Archiv der verlorenen Kinder
Valeria Luiselli
Kunstmann (2019)
430, [24] S. : Ill.
fest geb.