Der vergessene Garten
In Deutschland ist der erfolgreiche französische Comiczeichner bislang vor allem durch Kinder- und Jugendcomics (u.a. der Spirou-Sonderband "Porträt eines Helden als junger Tor" - BP/mp 09/741 und die mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Geschichte "Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen" - BP/mp 09/735) bekannt. Nun liegt eine bunte Mischung von Kurzgeschichten Bravos aus dem letzten Jahrzehnt vor. Zeichnerisch vielfältig bei einer grundsätzlichen Nähe zum Ligne-Claire-Stil stehen politische oder die Globalisierung thematisierende Erzählungen voller Schwarzem Humor im Vordergrund. Rassismus im Alltag, Verlust von Idealen, Machtausübung und -missbrauch sind weitere wiederkehrende Themen. In den Sprechblasen ersetzen oft Piktogramme den Text, den sich der Leser also selbst denken muss. Aufgelockert wird die Sammlung durch die Missgeschicke eines Hobbykochs und bekannte Comicfiguren auf ungewohntem Terrain. Der gediegen ausgestattete, aber auch nicht gerade preiswerte Band gehört in gut ausgebaute Sammlungen von Erwachsenencomics.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Der vergessene Garten
von Émile Bravo
Reprodukt (2014)
79 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.