Palatschinken

Die Vorfahren der Autorin wanderten nach dem Zweiten Weltkrieg vom damals jugoslawischen Rijeka aus und suchten in Italien Asyl, als die Lage der Italiener nach der Übernahme des heutigen Kroatien durch die Volksrepublik Jugoslawien wegen Säuberungsaktionen Palatschinken der stalinfreundlichen Regierung gefährlich wurde. Doch vor allem wirtschaftliche Not trieb die kroatisch/italienischen Großeltern der Autorin dazu, ihre Heimat zu verlassen. Lange Jahre lebten sie in italienischen Flüchtlingslagern, davon berichtet die Autorin anhand der Erzählungen ihrer Großmutter und Mutter. Ihre schlichten Zeichnungen zeigen, wie sie und ihr Freund die Reise ihrer Vorfahren in umgekehrter Reihenfolge antraten und nach Spuren der Vergangenheit suchten. Dazu kommen viele Fotografien - alte und neue - und Zeichnungen vergangener Ereignisse nach den Berichten ihrer Großmutter. Wegen der Ähnlichkeiten mit den aktuellen Flüchtlingsströmen verdient dieser Band besondere Aufmerksamkeit. Es gibt aber auch wichtige Unterschiede: kulturelle und sprachliche Barrieren waren viel niedriger, auch das soziale Gefälle zwischen Asylanten und den Bewohnern der neuer Heimat war geringer. Und die Zahl der Flüchtlinge erreichte nicht heutige Dimensionen. Parallelen gibt es bei den Problemen in den Flüchtlingslagern und der Sehnsucht nach der verlassenen Heimat. Letztere spiegelt sich in dem Titel des Comics, da dieses Gericht ein Anker zu all dem war, was die Familie verloren hatte.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Palatschinken

Palatschinken

Caterina Sansone ; Alessandro Tota
Reprodukt (2015)

186 S. : überw. Ill. (z. T. farb.)
kt.

MedienNr.: 583075
ISBN 978-3-95640-045-2
9783956400452
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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