Der Sommer ihres Lebens

Ihr Rollator, gelegentliche Besuche und ein sich immer mehr verwirrender Geist, das ist der aktuelle Alltag in Gerda Wendts Leben. Doch sie hat ja noch ihre Vergangenheit. Als Astrophysikerin fand sie Anerkennung in wissenschaftlichen Kreisen, aber Der Sommer ihres Lebens auch Ablehnung als Frau in einer Männerdomäne. Der Alltag im Pflegeheim und ihr Alltag als hochintelligente Wissenschaftlerin verschmelzen in ihrem Geist, einfühlsam dargestellt durch die Illustrationen des Buches. Und die Geschichte beschreibt einen ganz normalen Tag, der im Rückblick ein ungewöhnliches Lebens zeigt und was am Ende davon bleibt: Erinnerungen, eine Tochter, eine Enkelin und singende Vögel, die davonfliegen. Und es bleibt die Frage, ob das ein gutes Leben war. Da die Autoren das Leben nicht bewerten, hat so eine Frage gar keine Bedeutung. Dafür erfährt der Leser davon, wie noch im körperlichen und geistigen Zerfall die menschliche Würde bestehen bleibt und auch vom pflegerischen Alltag nur äußerlich zerstört wird. Die einfühlsame zeichnerische Darstellung wirkt berührend und tröstlich zugleich. Der Comic könnte auch Jugendlichen empfohlen werden, besonders Enkeln mit Großeltern in ähnlicher Situation. Er wird aber vermutlich eher Leser der älteren Generation ansprechen und stellt eine sehr subtile Art eines positiven Rückblicks auf das Leben dar, so wie es gelebt wurde, und ohne wertende Überheblichkeit.

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Sommer ihres Lebens

Der Sommer ihres Lebens

Thomas von Steinaecker ; Barbara Yelin
Reprodukt (2017)

73 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.

MedienNr.: 591633
ISBN 978-3-95640-135-0
9783956401350
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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