Der Bücherdieb
Daniel Brodin, Jurastudent im Paris der 1950er Jahre, träumt davon, als Dichter anerkannt zu werden. Ein Zufall beschert ihm die Chance, sein Können in einem Dichterwettstreit vor den wichtigen Intellektuellen Paris' unter Beweis zu stellen. Eine spontane, hingebungsvolle Übersetzung eines unbekannten italienischen Gedichtes, als sein eigenes Werk ausgegeben, lässt ihn zu einem aufgehenden Stern am Dichterhimmel der französischen Hauptstadt werden. Ruhm und Sorge vor Entdeckung des Betrugs lassen ihn mal voller Selbstüberschätzung, mal voller Selbstzweifel sein. Sein Opportunismus lässt ihn zwischen den etablierten und den neu aufkommenden radikalen Gruppen der Literaturszene schwanken. Überall sucht er Anerkennung, sein Scheitern ist vorprogrammiert. Der aalglatte Charakter Brodins hält den Leser auf Distanz und lässt ihn zu einem Beobachter der Eitelkeiten und Intrigen des literarischen Betriebes werden, die die schwarzweißen Bilder überzeugend und ironisch zeichnen.
Isabel Helmerichs
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Bücherdieb
Alessandro Tota & Pierre van Hove
Reprodukt (2018)
174 S. : überw. Ill.
kt.