Im Frühling sterben

Anfang 1945 wird das Deutsche Reich durch die heranrückenden Heere im Westen und Osten immer kleiner, glauben manche immer noch an das Unmögliche: den "Endsieg". Walter und sein Freund Fiete arbeiten als Melker auf einem Landgut in Norddeutschland. Auch sie, gerade mal 18 geworden, sollen nun in den Krieg ziehen und das Unausweichliche verhindern, Deutschland darf nicht verlieren! Ohne großes Überlegen werden beide Mitglieder der SS. Während sich Walter als Fahrer weit hinter der Front schützen kann, wird Fiete in den ersten Reihen des Kampfes eingesetzt. Beide sehen sich noch zweimal wieder: Einmal als Fiete verwundet im Lazarett liegt. Und ein zweites Mal im Rübenkeller eines ungarischen Gutes. Fiete hat versucht zu fliehen, wurde als Deserteur gefangen genommen und soll nun am anderen Tag als Vaterlandsverräter gerichtet werden. Zum Erschießungskommando gehört auch sein Freund Walter. - Ralf Rothmann schildert in seinem fiktiven Bericht über seinen Vater den letzten Frühling des Zweiten Weltkriegs, bestimmt durch das Schicksal dieser beiden "Jungen". Ihm gelingt eine dichte Handlung, die die Grausamkeiten des Krieges alles andere als beschönigt oder ausspart. Auch Perversionen und persönliche Eskapaden von NS- und Wehrmachtsgrößen werden nicht verschwiegen. Wer je Zweifel an der Sinnlosigkeit von Krieg hatte, wird hier eines besseren belehrt! - Und auch nach der "Befreiung" oder der "Niederlage" gilt es für Walter sein junges Leben zu meistern. Als Angehöriger der SS ist er Teil des Unrechtssystems gewesen und droht bestraft zu werden. Seine Familie lebt im zerbombten Essen in seltsamen Umständen, die Mutter ist nun mit einem Bestatter zusammen, der den Toten all das nimmt, was sie auf ihrer letzten Reise nicht mehr brauchen. So kehrt er in den Norden zurück, wo alles bekannt und doch fremd geworden ist. - Der Roman wird sicher noch lange Bestand haben und steht für eine ganz neue Generation von (Anti-)Kriegsromanen. Der bekannte Schauspieler Thomas Sarbacher macht aus dem Buch eine gekonnt und ungekürzt gelesene Hörbuchfassung. Sehr empfohlen!