Bodentiefe Fenster

Sandra lebt mit ihrem Mann Hendrik und zwei Kindern in einem generationenübergreifenden, genossenschaftlich verwalteten Hausprojekt im Prenzlauer Berg in Berlin. Ihre frühe Kindheit hat die Icherzählerin in einem Kinderladen verbracht, den ihre Bodentiefe Fenster Mutter zusammen mit ihren Freundinnen betrieben hat. Misstrauisch beäugt sie jetzt in ihrem Bekanntenkreis die anderen Frauen mit ihren jeweiligen Familienkonzepten, mit oder ohne Kinder. Mit viel Witz beschreibt sie zum Beispiel Isa, eine wortgewandte theoretische Feministin, die in ihrer eigenen Beziehung kläglich versagt, oder ihre Schwester Wibke, die ihren Mann an ein lesbisches Paar mit Kinderwunsch ausleiht. Und sie erkennt die Verlogenheit ihres alternativen Wohnprojekts, wo die Nachbarn missgünstig durch ihre "bodentiefen Fenster" spähen und sich in einem Wettkampf des Vergleichens aufreiben. - Sandras zynischer innerer Monolog lässt sich flott lesen, doch mehr und mehr verwandelt sie sich in eine übersensible Heulsuse. Was als ironischer Diskurs über den neuen Feminismus begann, driftet ab in eine Befindlichkeitsstörung der Protagonistin - was verständlich ist, scheint sie doch ihren selbst gesteckten Ansprüchen nicht mehr zu genügen. - Für LeserInnen, die sich mit den Idealen des linksliberalen Bürgertums auseinandersetzen wollen. Die Covergestaltung des Buches wird nicht zu einer gesteigerten Ausleihzahl beitragen. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015)

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Bodentiefe Fenster

Bodentiefe Fenster

Anke Stelling
Verbrecher Verl. (2015)

249 S.
fest geb.

MedienNr.: 583410
ISBN 978-3-95732-081-0
9783957320810
ca. 19,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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