Der Widersacher

Jean-Claude Romand lebte in einer Lüge. Er gab vor, ein Arzt zu sein, der für die WHO forscht. Doch in Wirklichkeit verpasste er wegen Depressionen die Prüfung im zweiten Studienjahr Medizin. Seitdem lebt er mit der Lüge, immer mehr kam hinzu, Der Widersacher alle glaubten, keiner hinterfragte. Doch Romand, längst verheiratet und zwei kleine Kinder, verliebte sich, das Geld reichte nicht mehr, alles drohte aufzufliegen. Da ermordet er seine Frau, seine Kinder und Eltern. Der Selbstmord misslingt, es kommt zu einem Prozess, er wird zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Emmanuel Carrère kann sich dieser Geschichte nicht entziehen, zu sehr berührt und fasziniert sie ihn. Er bringt sich selbst als Autor mit ein, beschreibt seine Gedanken und erschafft damit den Tatsachenroman in Ich-Form, der 2001 erstmals auf Deutsch erschien. - Im angehängten Interview zwischen Übersetzerin und Autor benennt Carrère die grauenhafte Faszination, die der Hochstapler auf ihn ausübte und seinen Verlust des "Ichs". Ein sehr verstörendes Buch eines meisterhaften Autors, das viele Fragen aufwirft und nicht mehr loslässt. (Übers.: Claudia Hamm)

Tina Schröder

Tina Schröder

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Widersacher

Der Widersacher

Emmanuel Carrère. Mit e.Gespräch zw. Emmanuel Carrère u. Claudia Hamm
Matthes & Seitz (2018)

195 S.
fest geb.

MedienNr.: 595361
ISBN 978-3-95757-612-5
9783957576125
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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