Ice Cream Star
Die USA in etwa achtzig Jahren: Eine Pandemie hat dazu geführt, dass alle Weißen ausgestorben sind und auch die Schwarzen schon als Jugendliche sterben müssen. Um ihren Clan, die Sengles, zu retten, macht sich die fünfzehnjährige Ice Cream Star mit ihren Leuten von Massachusetts auf nach Quantico (dem ehemaligen Washington). Denn nur dort, so heißt es, gibt es einen Impfstoff gegen die Erreger der Seuche. Unterwegs treffen die Sengles auf verschiedene Gruppen von Überlebenden, die jeweils auf eigene Art und Weise versuchen, dem Untergang zu entgehen. Und es kommt zum Showdown, als Ice Cream Stars Gruppe auf die brutalen Rous trifft, eine russische Invasionsarmee, die offenbar ein Gegengift gegen die unheimlichen Erreger besitzen. - Der apokalyptisch anmutende Roman ist nicht nur eine spannende Story, der die Leser/-innen nur allzu schnell verfallen. Er ist auch ein zutiefst politisches Buch, in dem die Autorin verschiedenste gesellschaftliche Gruppen der USA skizziert. Besonders spektakulär ist aber ihr Stil, denn für ihr neuestes Buch hat die Autorin eine eigene Sprache "erfunden", die sich zum einen am Slang der Schwarzamerikaner orientiert, dem die Autorin aber auch mit großer Meisterschaft außerordentlich viel Poesie verleiht. Hier gebührt auch der Übersetzerin Milena Adam großes Lob, die diesen Stil geradezu kongenial ins Deutsche übertragen hat. Zwar muss man sich zu Beginn des Buches erst daran gewöhnen, doch nach ein paar Seiten ist das bewerkstelligt und man kann ihn dann ausgiebig genießen, denn der Roman ist fast 670 Seiten lang - doch Langeweile kommt in diesem Buch bis zur letzten Seite nicht auf. Sicher einer der interessantesten Romane des Jahres.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ice Cream Star
Sandra Newman ; aus dem Englischen von Milena Adam
Matthes & Seitz Berlin (2019)
667 Seiten
fest geb.