Finde einem Schwan ein Boot

Während ihr Freund Peter tief und fest schläft, liegt Elisabeth die ganze Nacht wach und überdenkt ihre Beziehung. Dabei lässt sie nicht nur gemeinsame Momente Revue passieren, sondern schweift in ihren Gedanken auch oft zu den Freunden und Bekannten Finde einem Schwan ein Boot in der Nachbarschaft ab, die ihr Leben seit dem Einzug immer stärker geprägt haben. So beispielweise Heinz und Karla, ein befreundetes Paar, die vernarrt in ihr Chinchilla sind und sich abends gerne im Café Maria um die Ecke verabreden. Dort verbringt mittags Herr Fleck aus der ein Stockwerk höher gelegenen Wohnung ebenfalls täglich einige Stunden, wobei er sich aufgrund seines Alters und aus Gewohnheit bei seiner Rückkehr regelmäßig im Treppenhaus des Mietshauses erleichtert. Trotz dieser gedanklichen Ablenkungen dringt jedoch letztlich immer wieder die unausweichliche Erkenntnis durch, dass sich zwischen Elisabeth und Peter eine kaum überbrückbare Entfremdung aufgebaut hat, die mit jedem Tag ausgeprägter zu werden scheint. - Auf pointierte Weise beleuchtet die österreichische Autorin menschlichen Alltag und Gewohnheiten, die einerseits Sicherheit und Zugehörigkeit vermitteln, andererseits aber auch eine Situation der gefühlten Gefangenschaft erzeugen können, wobei ein Ausbrechen nicht als Option wahrgenommen wird. Zu empfehlen.

Marlene Knörr

Marlene Knörr

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Finde einem Schwan ein Boot

Finde einem Schwan ein Boot

Anna Weidenholzer
Matthes & Seitz (2019)

212 S.
fest geb.

MedienNr.: 599197
ISBN 978-3-95757-768-9
9783957577689
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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