Der Weg aller Wellen
Eines Morgens wird der Ich-Erzähler bei der Zutrittsprüfung am Eingang seiner Firma abgewiesen - zu ihm liegen dem System keine Daten vor. Mit einer geradezu kindlich-naiven Herangehensweise zwischen Nicht-Wahrhaben-Wollen und blindem Aktionismus geht er das Problem an. Vergeblich - selbst wenn er auf "leibhaftige" Menschen trifft, herrscht die Meinung vor, dass das System immer korrekt arbeite und er infolgedessen auf dem Betriebsgelände tatsächlich nichts zu suchen habe. So gerät der einst voll im Leben Stehende mehr und mehr ins gesellschaftliche Abseits, um am Ende des zweiten Teils dann auch noch aus seiner Wohnung geworfen zu werden. Der dritte Teil wird aus einer anderen Perspektive erzählt und spielt nun vollends im Außenseiter-Milieu. - Sprachlich und stilistisch sind die ersten beiden Teile auf hohem Niveau, lassen sich aber gut und mit Spannung lesen. Dagegen baut der letzte Teil zwar etwas ab, dennoch liegt hier ein sehr lesenswertes Buch irgendwo zwischen Utopie und Dystopie vor. Für Leser/-innen auf der Suche nach etwas Besonderem ist das Ganze absolut zu empfehlen.
Thomas Oberholthaus
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Weg aller Wellen
Philipp Schönthaler
Matthes & Seitz (2019)
269 Seiten
fest geb.