Die Liebe der Skelette
Györke erzählt die Geschichte von Lily und Johnny, einem Paar Mitte 30. Sie ist Ärztin, er ein von Selbstzweifeln getriebener Künstler, der sich auf die Rekonstruktion vorzeitlicher Lebewesen verlegt hat. Der Leser erfährt, wie zwischen beiden eine Beziehung entsteht, die Johnny zu künstlerischer Blüte führt. Als das Verhältnis in die Brüche geht, leidet seine Kunst darunter und die bisher weitgehend von der Außenwelt abgeschirmte Zweierbeziehung erhält eine gesellschaftliche Dimension. Gekonnt beschreibt der Autor das Lebensgefühl der Generation, die Ende der 1970er, Anfang der 80er Jahre geboren wurde. Die künstlerisch ambitionierte jeunesse dorée kennt man aus der Literatur der ersten Dekade des neuen Jahrtausends; beschrieben haben sie Judith Hermann, Benjamin von Stuckrad-Barre u.a. Bei Györke ist diese Generation älter geworden und hat sich im bürgerlichen Leben etabliert, aus dem Lily ausbricht, als sie davon überzeugt ist, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden. Diese Situation sorgt nicht nur für eine Wiederannährung der beiden, sondern befähigt Johnny mit der Rekonstruktion des Urvogels Shuvuuia endlich ein Werk zu schaffen, das seinem Ideal entspricht, die "Entwicklungsgeschichte des Lebens" künstlerisch darzustellen. - Empfehlenswert für alle, die außerordentliche Sprachqualität, komplexe Komposition und literarische Hintergründigkeit schätzen.
Antonie Magen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Liebe der Skelette
Stefan Györke
Steidl (2018)
456 S. : Ill.
fest geb.