Wie wir uns lange Zeit nicht küssten, als ABBA berühmt wurde
Ben lebt in den 1970er Jahren in dem kleinen Dorf Lippfeld in der Nähe des Ruhrgebiets. Er ist 14 Jahre alt und verliebt in Susanne, die ein Jahr jünger ist. Auf dem Dorfplatz ist Kirmes und Ben und Susanne fahren zusammen Autoscooter. Über den Lautsprecher wird "Waterloo" gespielt, der Song, mit dem die schwedische Pop-Gruppe ABBA gerade den Grand Prix d` Eurovision gewonnen hat. Ben raucht "Camel"-Zigaretten und hätte gern etwas von dem selbstbewussten Camelhelden aus der Werbung, damit er all die großartigen Komplimente, die ihm in den Sinn kommen, auch aussprechen könnte. Das Leben im Dorf geht seinen ruhigen, vorhersehbaren Gang. In seinem Tagebuch hält er alles fest, was ihn beschäftigt. Seine altersgemäß vagen und unsicheren Gefühle für Susanne finden ebenso Platz, wie der Tod eines Schulfreundes und der des Vaters seines Freundes Mick. Nach einem Klavier-Vorspiel in einem Musikkonservatorium erhält Ben die Zusage für eine Ausbildung und kommt endlich heraus aus der dörflichen Umgebung. Am Konservatorium erschließt sich ihm, dem Arbeitersohn, eine andere Welt. - Der Roman lädt ein zu einer Zeitreise in die 70er Jahre, erzählt von Ben, der den Begrenzungen des dörflichen Lebens entkommen will. Der ruhige Schreibstil und die Erwähnung der damals aktuellen Songs, wie Kung Fu Fighting, Rock Your Baby, Mama Loo, Angie, Smoke on the Water, wecken bei allen, die damals ihre Jugend verbrachten ebenso Erinnerungen, wie die Erwähnung längst vergessener Markenartikel, wie z.B. Nordmende oder die wichtige Frage, ob der Füller von Pelikan oder Geha der bessere ist. Ein wunderbarer Roman, der auch Jugendlichen warm empfohlen werden kann.
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.
Wie wir uns lange Zeit nicht küssten, als ABBA berühmt wurde
Andreas Heidtmann
Steidl (2020)
346 Seiten
fest geb.