Der Fall Moosbrugger

Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften", dieses epische Werk von über 2000 Seiten, gehört zu den wichtigsten Werken der modernen Weltliteratur. Einer der spannendsten Teile dieses literarischen Imperiums ist die Geschichte um den psychisch gestörten Der Fall Moosbrugger Serienmörder Christian Moosbrugger. Musil verarbeitet hier literarisch das Schicksal des realen Mörders Christian Voigt, dessen Fall um 1910 in Österreich die Medien beherrschte. Diese Erzählung liegt hier in einer schönen, mit einem Text von Karl Kraus und einem Nachwort des Musil-Spezialisten Karl Corino komplettierten Fassung vor. Beschrieben wird die Verurteilung Moosbruggers, sein Aufenthalt im Gefängnis und seine Befreiung durch die geistig verwirrte Clarisse. Die Geschichte fasziniert vor allem durch den inneren Monolog Moosbruggers im Hauptteil der Geschichte, in der er sich nicht nur als zerrissener Mensch offenbart, Musil übt hier auch Kritik an der österreichischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jh. Seine Darstellung des psychisch labilen Mörders, so kurz sie auch ist, ist neben Zolas "Bestie im Menschen" sicher die gelungenste Darstellung eines Triebtäters in der Weltliteratur. Gut geeignet, um auf das Werk Musils neugierig zu machen.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Fall Moosbrugger

Der Fall Moosbrugger

Robert Musil ; Herausgeber: Andreas Nohl
Steidl Nocturnes (2020)

Steidl Nocturnes
122 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 960093
ISBN 978-3-95829-780-7
9783958297807
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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