Sequana
Die Seine, zu Römerzeiten Sequana genannt, steht im Mittelpunkt dieser dreiteiligen französischen Bilderzählung, die vom deutschen Splitter-Verlag zu einem Hardcoverband gebündelt wurde. Ein historisch belegtes extremes Hochwasser hat Ende Januar 1910 in Paris ganze Stadtteile unter Wasser gesetzt und das Leben der Menschen beeinträchtigt und bestimmt. Schicksalhaft begegnen sich Bewohner, die unter normalen Umständen kaum aufeinander getroffen wären: Der am Rande des Wahnsinns stehende Bischof der Stadt mit seinen apokalyptischen Visionen, die junge ehrgeizige, den Arztberuf anstrebende Alice, deren Vater den Bischof behandelt und ihr Verehrer Thibaut, Sohn eines Kommissars, der einen untergetauchten flüchtigen Mörder sucht, sind die Hauptakteure einer zunehmend dramatischen Handlung. Dank einer zeichnerisch exzellenten Umsetzung wird die düstere und bedrückende Atmosphäre in der Stadt kunstvoll ins Bild gerückt. Lediglich die Verweise auf den sozialgeschichtlichen Hintergrund der Handlung werden sich einem deutschen Lesepublikum nicht so leicht erschließen. Unbedingt eine Bereicherung in Erwachsenencomic-Beständen mit Niveau.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Sequana
Text: Léo Henry. Zeichn.: Stéphane Perger
Splitter (2015)
145 S. : überw. Ill. (überw. farb.)
fest geb.