Feindliche Übernahme

Acht Jahre nach "Deutschland schafft sich ab" (2010, Rezension nur online verfügbar) vertieft und aktualisiert Thilo Sarrazin seine Thesen zum gesellschaftlichen Einfluss des Islam und entwickelt daraus konkrete politische Forderungen. Dazu zieht Feindliche Übernahme er neben dem Koran umfangreiches Datenmaterial und zahlreiche Veröffentlichungen heran und greift nahezu alle Aspekte der aktuellen "Islamdebatte" auf. Insofern ist seine Abhandlung durchaus horizonterweiternd. Allerdings verleitet sein überwiegend faktenorientiert und sachlich abwägend erscheinender Stil zu unkritischer Übernahme seiner Deutungen. Für Sarrazin steht fest, dass der Islam Intoleranz, Rückständigkeit und Gewaltbereitschaft begünstigt. Liberale oder reformorientierte Muslime und innerislamische Kritiker, die er zahlreich zitiert, sieht er als verschwindende Minderheit an. Bei widersprüchlicher Datenlage wählt er die zu seinen Einschätzungen passenden Varianten aus oder relativiert anderslautende Aussagen. Um zu verhindern, dass Muslime zukünftig in Deutschland aufgrund ihrer höheren Geburtenrate die Bevölkerungsmehrheit stellen, fordert er den Stopp der Aufnahme von Flüchtlingen. (Unter seinen weiteren politischen Forderungen findet sich auch die Abschaffung des christlichen Religionsunterrichts.) Bei nicht hinreichend aufmerksam-kritischer Lektüre dürfte das Buch eher polarisierend als versachlichend wirken, zudem können einige mehrfach wiederholte abfällige Bemerkungen verletzen. Daher ist von einer Anschaffung abzuraten.

Monika Graf

Monika Graf

rezensiert für den Borromäusverein.

Feindliche Übernahme

Feindliche Übernahme

Thilo Sarrazin
FBV (2018)

495 S.
fest geb.

MedienNr.: 595564
ISBN 978-3-95972-162-2
9783959721622
ca. 24,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: So, Ge
Diesen Titel bei der ekz kaufen.