Lone wolf 2100

'Lone Wolf 2100' ist die Science Fiction-Neuerzählung der klassischen Manga-Serie 'Lone Wolf and Cub' von Kazuo Kike und Goseki Kojima. Diese erschien im Original bereits im Jahr 1970 und zählt zu den wenigen Manga-Serien, die auch im westlichen Lone wolf 2100 Kultur-Raum so etwas wie Kult-Status erlangt haben. Während in der ursprünglichen Geschichte ein entehrter Samurai zusammen mit seinem Sohn umherzieht, um Unrecht aufzudecken und Rache zu nehmen, erzählt Mike Kennedy in 'Lone Wolf 2100' von einem hochentwickelten Androiden namens Itto, der ein etwa zweijähriges Mädchen wie einen Rucksack auf dem Rücken trägt. Das kleine Mädchen, Daisy Ogami, benötigt solchen besonderen Schutz, da sie einen Schlüssel in sich trägt, über den die Menschheit je nach Absicht des Schlüsselnutzers gerettet oder vernichtet werden kann. Auf ihrer action-reichen Flucht durch Südostasien werden Itto und Daisy von ihren Feinden erbarmungslos gejagt. Wie bereits die Zahl im Titel andeutet, tauchen die nur leicht veränderten Figuren der Originalserie in 'Lone Wolf 2100' hier in eine kulturpessimistische Zukunft verlagert auf. Den Leserinnen und Lesern des Mangas wird dabei kaum gewahr, dass Itto ein Androide und damit ein künstliches Wesen ist. Das liegt daran, dass das programmierte Verhalten des Maschinenwesens Itto eins zu eins mit dem Ehrenkodex menschlicher Samurai-Kämpfer übereinstimmt und sein Auftreten in der hier als entmenschlicht beschriebenen Welt des Jahres 2100 entsprechend würdevoll wirkt. Aufgrund der brutalen Kampfszenen ist er jedoch erst für jugendliche Leserinnen und Leser ab frühestens 16 Jahren empfehlenswert. Einerseits mag die in Mike Kennedys Manga dargestellte fiktionale Gewalt unter überzeitlichen Koordinaten betrachtet zum Beispiel an das reale Gemetzel in Syrien und die Tragödie von Aleppo erinnern und sich dadurch vielleicht sogar zu legitimieren. Andererseits liegt der pausenlosen Aneinanderkettung von Gewaltszenen im Manga 'Lone Wolf 2010' keine nachvollziehbare Funktion zum Fortgang der Geschichte inne. Die Anwendung von Gewalt wird in keiner Situation reflektiert und scheint im Rahmen der Manga-Geschichte alternativlos zu sein. Damit spiegelt der vorliegende Manga das bekannte Dilemma einiger in der Medienforschung vorhandenen Theorien.

Michaela Groß

Michaela Groß

rezensiert für den Borromäusverein.

Lone wolf 2100

Lone wolf 2100

geschrieben von Mike Kennedy. Gezeichnet von Francisco Ruiz Velasco
Cross Cult [u.a.] (2016)

300 S. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.

MedienNr.: 587688
ISBN 978-3-95981-035-7
9783959810357
ca. 39,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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