Fromme Eltern - unfromme Kinder?

Matthias Hilbert zeigt an acht historischen Persönlichkeiten, wieweit ein "frommes" Elternhaus gleichsam "naturgesetzlich" eine gegenläufige, oftmals krass oppositionelle Lebenseinstellung bei mindestens einem ihrer Kinder erzeugt. Bei den in faktensicheren Fromme Eltern - unfromme Kinder? Lebensläufen geschilderten Berühmtheiten handelt es sich großen Teils um Kinder aus "gutbürgerlichem" Hause (Engels, Deichmann, Green), zugespitzt aus evangelischen Pastorenfamilien, die eben oft "aus der Art geschlagen" sind, als Rebellen gegen die elterliche Erziehung, meist auch im Konflikt mit der Vaterrolle. Der biblische Gott erscheint nach der (freudianischen) Psychoanalyse dabei gewissermaßen als Prototyp des Übervaters, gegen den die Nachfahren eine Trotz-Revolution wagen, ja wagen müssen. Hier in den konkreten Einzelfällen sind aber gravierende Brüche und zwanghafte Pauschalurteile zu erkennen: der Pastorensohn Dürrenmatt wird in seinem schriftstellerischen Ringen mitnichten zu einem Atheisten. Wesentlich radikaler der ideologische Bruch des Fabrikanten(-sohnes) Friedrich Engels zum geistigen Pionier des Marxismus, zweifellos einer Ersatz-Religion! Wesentlich betroffener mutet die Tragik einer Gudrun Ensslin an, die in einer radikalen Verabsolutierung alle Werte ihrer christlich-bürgerlichen Erziehung glaubt ins Gegenteil verkehren zu müssen, als unbarmherzige RAF-Kämpferin und "Märtyrerin" ultralinker Anarchisten. Der Verlag hat eine scheinbar willkürliche Auslese vorgelegt, die offensichtlich eine alphabetische Folge (von D bis H) repräsentiert; dies lässt wohl eine Fortsetzung erwarten.

Harald Grimm

Harald Grimm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Fromme Eltern - unfromme Kinder?

Fromme Eltern - unfromme Kinder?

Matthias Hilbert
Ed. Chrismon (2017)

230 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 860049
ISBN 978-3-96038-045-0
9783960380450
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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