Freiraum
Vela und Maren sind ein Paar. Das Leben in einer Großstadt, die überteuerte, heruntergekommene Wohnung, die Hektik und der allgegenwärtige Stress zermürben sie zusehends. Die Hoffnungen auf eine berufliche Karriere erfüllen sich nicht. Beide Frauen träumen von einem anderen Leben, und beide, vor allem Maren, sehnen sich nach einem Kind. Sie nehmen das Angebot an, in eine alternative Wohngemeinschaft am Rande der Stadt zu ziehen. Der Traum von einem bewusst anderen Leben erfüllt sich jedoch nicht. Die Idylle entpuppt sich als bröckelnde Fassade, die ein Bild von zerrütteten Beziehungen, von unterschwelligen Aggressionen, Enttäuschungen und letztlich von großer Traurigkeit freigibt. - Svenja Gräfen, die als feministische Aktivistin bezeichnet wird, erzählt aus der Perspektive der zurückhaltenden, nachdenklichen und überaus sensiblen Vela, und dies in stilistisch auffallender Art: Durch ungewöhnliche Satzstrukturen und Interpunktionen entsteht eine starke suggestive Kraft. Ein bemerkenswerter, auch gesellschaftspolitisch aktueller, fesselnder und nachdenklich machender Roman, der allen Büchereien gern empfohlen werden kann.
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Freiraum
Svenja Gräfen
Ullstein fünf (2019)
293 S. : Ill.
fest geb.