Ein Start ins Leben
Die 40-jährige Literaturwissenschaftlerin Dr. Ruth Weiss fragt sich, wie es kommen konnte, dass sie nicht das Leben führt, das sie sich erträumt hat. Sie rekapituliert ihre Kindheit, Jugend und ihre Studienjahre. Die Eltern, eine Schauspielerin und ein Antiquar, sind mehr mit sich selbst als mit ihrer Tochter beschäftigt. Als die Engagements der Mutter ausbleiben, verlässt diese das Bett nicht mehr. Ruth wird von der strengen Großmutter und einem Kindermädchen großgezogen. Früh flüchtet sie in die Literatur. Nach den Märchen von Grimm und Andersen liest sie Dickens und landet schließlich bei Balzac, dessen Romane sie ein Leben lang beschäftigen. Sie vergleicht sich mit den Frauenfiguren seiner Romane und philosophiert über die Bedeutung moralischer Stärke für ein erfolgreiches Leben. Als Studentin bekommt sie ein Stipendium für Paris und versucht vergeblich, der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen. - Die britische Schriftstellerin und Kunsthistorikerin Anita Brookner (1928-2016) begann erst mit über 50 Jahren zu schreiben und gewann 1984 den Booker Prize. Der Eisele Verlag hat nun ihren Debütroman herausgebracht. Julian Barnes hat das Vorwort dazu geschrieben. Ein Lesegenuss für Literaturbegeisterte. (Übers.: Wibke Kuhn)
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Ein Start ins Leben
Anita Brookner
Eisele (2018)
249 S.
fest geb.