Wir alle sind die Farm

Eine unter dem Pseudonym Guido Simon schreibende "bekannte Persönlichkeit in der deutschen Medienlandschaft" (Verlagsmitteilung) schreibt im Anklang an George Orwells Farm der Tiere eine Fabel über die Bundesrepublik in der aktuellen politischen Wir alle sind die Farm Situation, die von Flüchtlingszustrom und Rechtspopulismus geprägt ist. Nun gibt es selten gute literarische Texte politischen Gehalts, auch das vorliegende Buch zählt nicht dazu. Den Autor ehrt vielmehr eine Gesinnung, die für Werte wie Menschlichkeit und Freiheit eintritt und vor dem Aufkommen einer illiberalen, autoritären Gesellschaft warnt. Auf der Farm der Tiere betreiben nämlich eine Meckerziege zusammen mit Jungbullen und jeder Menge Stimmvieh die Absetzung von Agathe, dem gewählten Oberschwein, um die Farm abzuschotten und keine weitere Zuwanderung aus Krisengebieten zuzulassen. Dem "Bündnis der Aufrechten" gelingt dann im letzten Moment, dieses Ansinnen zu stoppen. Soweit die Fabel, dessen Moral so faustdick wie hilflos erscheint. Hinter den Gestalten lassen sich unschwer die tagesaktuellen Figuren der AfD-Führungsriege (inklusiv der Ex-Chefin Frauke Petry) und die Kanzlerin ausmachen. Die Ereignisse und Diskussionen mit ihren Argumenten, inklusive Kölner Silvesternacht, sind in dieser Erzählung auch bloß ein Wiederkäuen des ohnehin Bekannten. Simon findet so weder zu einer Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus noch zu einer wirklich des Erzählens würdigen Geschichte. Damit bleibt das Buch in einer dürftigen Konstruktion, die bestenfalls ein müdes Lächeln weckt.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Wir alle sind die Farm

Wir alle sind die Farm

Guido Simon. Ill. von Mikkel Sommer
Jacoby & Stuart (2018)

85 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 594537
ISBN 978-3-96428-003-9
9783964280039
ca. 14,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.