I 'm every woman
Genug von Männern geredet! Liv Strömquist blickt in ihrem Comic wie gehabt mit feministisch-humorvollem Blick auf die Welt. Sie seziert den Mythos männlichen Genies am Beispiel berühmter Männer von Karl Marx bis Albert Einstein. Jedoch nur auf den ersten Blick; eigentlich führt sie die gefeierten Herren der Schöpfung als die "unsäglichsten Lover der Weltgeschichte" vor und holt deren Frauen aus dem historischen Fußnotenbereich hervor. Der Comic-Titel "I 'm every woman" zitiert den bekannten Disco/Funk-Song von Chaka Khan aus dem Jahr 1978. "Ich bin jede Frau, es ist alles in mir. Ich kenne deine Gedanken gerade jetzt, alle, von A bis Z." Der Refrain steht prototypisch für all die Frauen, die im Schatten ihrer erfolgreichen und berühmten Männer gelebt haben oder heute leben. Strömquist erzählt also die Geschichten von Jenny Marx, Priscilla Presley, Yoko Ono und anderen viel zu wenig berühmten Frauen. Sie packt ihre amüsant vorgetragene und doch ernst gemeinte Gesellschaftskritik in kleine quadratische und ganzseitige Bilder. Mal schwarz-weiß, mal bunt. Sie spricht über traurige Fakten, denn sie entlarvt das jahrhundertealte Muster von Frauen im Dienste des genialen Mannes: Er macht Karriere; sie steckt zurück. Ein mitreißender Comic, Stömquist-witzig und Strömquist-wütend zugleich. Besonders empfehlenswert parallel zum klassischen Geschichtsbuch.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.
I 'm every woman
Liv Strömquist
Avant-Verl. (2019)
108 S. : überw. Ill. (z.T. farb.)
kt.