Goldjunge

Ein Junge, der als Hochbegabter in desolaten Familienverhältnissen aufwächst, der vom Vater zwar als "Wunderkind" erkannt, aber zu finanziellen Zwecken ausgenutzt wird, der eine Pockenerkrankung übersteht, früh seine Mutter verliert und der sein Glück als Mozarts Schüler im fernen Wien zu finden hofft - dies ist Ludwig van Beethovens Kindheits- und Jugendgeschichte, deren Tief- und Höhepunkte in dieser Graphic Novel eingefangen werden. Es ist auch eine mitleiderregende Krankheits- und Leidensgeschichte und eine Musiker-Biografie, die sich in den sozialen Zwängen und Abhängigkeiten zu entwickeln sucht. Sein kindlicher Widerspruchsgeist, so suggeriert es der Text, fand seine Entsprechung in der späteren Emanzipation von der alten, regelhaften Schule der Komposition (die hier mit Haydn verknüpft wird). Erzählt wird aber vor allem von der Musik des jungen Beethoven, und wie dies im Medium des Bildes umgesetzt wird, ist die erstaunlichste Adaption. Lineare Melodiefäden bündeln sich, fließen in Kaskaden durch und über die Panels und türmen sich zu spektakulären Farbexplosionen. Seine Vorliebe für die Improvisation wird szenisch im Komponieren nach Vogelstimmen dargestellt. In der Absicht, seine Werke dem Wiener Publikum schmackhaft zu machen, erfindet er eine musikalische Zuckertorte mit "Mozart-Glasur". Im großen Finale des Klavier-Konzerts kommt es in rauschhaften Klangausbrüchen zum fulminanten Höhepunkt. Die Wirkung auf das Publikum ähnelt der auf den Leser, was sich bei diesem in Kenntnis von Beethovens Vorgeschichte zu einem beeindruckenden Gesamtbild runden wird.