Der Puppengräber
Vor rund 10 Jahren verschwanden mehrere Mädchen in einem kleinen Dorf spurlos. Zwar gab es viele Spuren, der Täter wurde jedoch nicht gefasst. Nun verschwinden wieder junge Mädchen und die Dorfgemeinschaft hat schnell einen Verdächtigen gefunden: Benjamin, ein junger Mann von 22 Jahren mit breiten Schultern und großen Händen. Äußerlich erwachsen, bewegt er sich jedoch geistig mehr auf Kinder-Niveau. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass er nur unverständlich spricht. Von seinem Vater gerade so toleriert, lässt ihm Mutter Trude viel Freiraum, beschützt ihn so gut es geht. Deshalb verschließt sie auch die Augen, als Benjamin Gegenstände mitbringt, die auf ihn als Täter schließen lassen. Bens Vater dagegen hält ihn für schuldig, kann aber nichts beweisen. Dann eskaliert die Situation, ein Sündenbock ist schnell gefunden. Die Geschichte wird aus der Perspektive der ermittelnden Polizistin erzählt, die bereits in die vergangenen Vorfälle involviert war. So läuft die Handlung des Romans nicht linear, sondern erzählt in Rückblicken Bens Kindheit und die Zusammenhänge im Dorf. Dabei wird klar, wie schnell Vorurteile in die Welt gesetzt sind und wie sehr sie von der Wahrheit ablenken können. Behutsam, aber eindrücklich beschreibt Petra Hammesfahr diesen Mechanismus durch die ausführliche Schilderung der dörflichen Verhältnisse, in dem jeder jeden kennt und mit jedem irgendwie verwandt ist. Christina Puciata gibt dem Roman eine ruhige und angenehme Stimme, die auch über die zuweilen langatmigen Passagen hinweghilft. Das Hörbuch kann in größeren Büchereien als sehr gute Bestandsergänzung eingestellt werden.
Leoni Heister
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Puppengräber
Petra Hammesfahr ; gelesen von Christina Puciata
steinbach sprechende bücher (2023)
2 mp3-CDs (circa 763 min)
mp3-CD