Auf der Couch mit Doktor Buch
Es gibt Bücher, die mehr helfen als 1000 Therapiestunden, schreibt Norman Schmid in der Einleitung. Er ist Psychologe, Neuro- und Biofeedback-Therapeut. Wer Bücher nicht nur zur Unterhaltung liest (was völlig berechtigt ist), findet in manchen vielleicht Antworten auf Fragen, die ihm (oder ihr) das Leben stellt. Für seine Bibliotherapie hat er 29 Romane ausgewählt, von Martin Walser über Sylvia Plath und Wolfgang Herrndorf zu George Orwell und Siri Hustvedt. Zugeordnet hat er die Bücher den übergeordneten Themen "Liebe", "Depression, Sinnleere und Suizid", "Neues Erleben, Grenzen überwinden", "Totalitäres Regime, Freiheit und Apokalypse" und "Lebenssinn". Dem Autor gelingt es gut, die Leser mit einem besonderen Blick in die Welt der Bücher eintauchen zu lassen. Wer sich bereits in einer Depression befindet, sollte besser zu einem Fachmann gehen, doch gesunden Lesern können die Romane beim Durchspielen von Lebensmöglichkeiten helfen, über Liebeskummer, Verunsicherung und Ängste hinwegzukommen und Antworten bei der Sinnsuche zu finden. - Bibliotherapie ist eine künstlerische Therapieform wie Musik- oder Tanztherapie, die auch in außerklinischen Feldern eingesetzt werden kann. Der Ratgeber kann allen Büchereien empfohlen werden, besonders wenn auch der eine oder andere angesprochenen Roman im Bestand vorhanden ist.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Auf der Couch mit Doktor Buch
Norman Schmid
Maudrich (2017)
245 S. : Ill.
fest geb.