Warum wir zusammen sind
Warum sie zusammen sind, das wissen die Akteure dieses Romans, eine Clique aus ganz unterschiedlichen Paaren in einer Schweizer Großstadt, selbst nicht so genau. An vorderster Stelle steht das Ehepaar Irma und Marc. Die Übersetzerin plagt sich mit einem pornografisch unterfütterten Roman herum; der Architekt kämpft um die Existenz seiner Firma, etwa um ihren 20. Hochzeitstag herum. Sie fallen aus allen Wolken, als sie erfahren, dass ihr Sohn ein Verhältnis zu einer Frau aus ihrer Clique hat. Als Folge stellen sie ihr Leben auf den Prüfstand. Es endet mit der Trennung, weil beide sich von ihrem Gegenüber nicht verstanden fühlen und auch nur sehr bedingt akzeptieren können, dass ihr Sohn schon erwachsen ist. Eingeblendet in diese Entwicklungen sind diverse Begegnungen mit dem Freundeskreis, dessen Mitglieder sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem gelungenen Leben und einer gelungenen Beziehung haben. Das reicht vom Chefarzt, der seine Partnerin als Konkurrentin empfindet, bis zu Mila, die ihr bürgerliches Leben hinter sich lässt, um als Ökobäuerin zu leben, aber auch medizinische Hilfe so sehr ablehnt, dass sie an einer gängigen Infektionskrankheit verstirbt. - Ein Stück weit wird jeder Leser seine Ideen und Vorstellungen in denen der Paare wiederfinden. Er wird vermutlich während des Lesens in eine innere Debatte zu den erfahrenen Mustern eintreten. Für den, der Beziehungen gerne analysiert, ist das Buch eine Bereicherung.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Warum wir zusammen sind
Martin R. Dean
Jung und Jung (2019)
355 S.
fest geb.