Wohin ich immer gehe
1987, zu Zeiten der sozialistischen Diktatur, wagt Johannes einen lebensgefährlichen Fluchtversuch aus dem deutschsprachigen Teil Rumäniens: Um dem gewalttätigen Vater und der staatlichen Unterdrückung zu entkommen, schwimmt er nachts durch die Donau und erreicht als Geflüchteter Deutschland. Eigentlich hätte ihn seine heimliche Liebe David begleiten sollen, doch kurz vor der Flucht verschwindet dieser plötzlich. Jahre später, Johannes hat inzwischen einen guten Job und ein soziales Umfeld in Nürnberg, erhält er die Nachricht vom Tod seines Vaters. Gezwungenermaßen kehrt er in sein Heimatdorf zurück, nur um dort unmittelbar das gleiche Gefühl der Einengung und Ausweglosigkeit zu spüren, das er damals zurücklassen wollte. Während seines Aufenthalts erfährt er jedoch die Wahrheit über Davids unangekündigtes Verschwinden, die eine umso schmerzhafteres Licht auf seine Familie und Ceausescus Regime wirft. - Ein handwerklich sehr gelungener Roman, der beinahe beiläufig immer neue bewegende Details über Johannes' Vergangenheit enthüllt und die Leserinnen und Leser in seine emotionale Reise einbindet. Gerne zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wohin ich immer gehe
Nadine Schneider
Jung und Jung (2021)
234 Seiten
fest geb.