Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb
Der Buchhändler Peter Gottlieb tritt sein Erbe, ein ehemaliges Gasthaus, in einem abgelegenen Provinzstädtchen an. Schon auf der Hinfahrt wird er in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem das normalerweise schwerstverletzte Opfer quicklebendig
wieder vom Boden aufsteht. Lukas Hildmeyer ist der erste, der aus seinem Grab aufersteht. Ihm folgen weitere Personen, die ebenfalls ein eher negativ zu bewertendes Leben geführt haben. Ein Nordlicht samt großen Stromausfällen bringt den Ort durcheinander und der wiedererstandenen Journalistin Renate begegnet ein Mann in orientalischen Gewändern, der auf dem See wandelt. Im Gasthof wird das Jüngste Gericht einberufen, alle bisherigen Protagonisten haben eine Aufgabe in diesem Verfahren; Ankläger ist der Jurist und Arzt Alexandros Kategoros-Korowjew. Die Verhandlung zieht sich hin, bis die ganze Menschheit als Zeuge geladen wird. - Der Autor arbeitet mit vielen Bibelzitaten und Bezügen zu Vorstellungen von der Wiederkunft Christi, verzichtet aber in weiten Teilen auf "Gerichtsposaunen" und ähnliche Bilder. In der Kapitelabfolge lässt er eine psychische Erkrankung des Namensgebers einfließen; zudem Abschnitte, in denen sich die Rollen der Figuren vertauschen, ähnlich den "Regeln" von Paralleluniversen. Das Buch greift den Gedankenkosmos der Wiederkehr des Herrn auf, eine häufig verdrängte Vorstellung. Es übt in etlichen Passagen Kritik am allgemein verbreiteten Glauben an die Naturwissenschaften und an das Messbare und rational Erklärbare. Die Seitenhiebe auf das Provinzielle verleihen ihm Lesecharme. Bei Bedarf an anspruchsvoller Literatur und für größere Bestände.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Jüngste Tag des Peter Gottlieb
Christian Mähr
Braumüller (2018)
361 S.
fest geb.