Wolkenjagd

Volker Hagers zweiter Roman, mit 120 Seiten in großzügigem Druckbild eher als Erzählung zu werten, erzählt von einer autobiografische Züge tragenden Figur, die den Leser mitnimmt auf die Jagd nach Entgrenzung und Selbstfindung. Der aus geordneten Wolkenjagd Verhältnissen stammende Ich-Erzähler sprengt die so stark an Werten orientierte Familie nach dem Selbstmordversuch des Vaters, und findet nach Knast, Krankheit und viel Kraftsport die Wiener Hauptbibliothek und seine Bestimmung zum Schriftsteller. - Hagers Sprache klingt expressiv, unverschnörkelt und immer ein wenig dick aufgetragen. Was den Reiz des Buches ausmacht, ist die authentische Suche: "auf den ersten Blick kaltes schwappendes Nachtblau. Aber darunter reine Unendlichkeit von Leben" (S. 96). Der Leser folgt diesem Autor einerseits etwas bemüht, dem Anschwall dieser Existenzialprosa zu folgen, und andererseits mit wacher Neugier auf jenen möglichen Selbstzweifel, der die strenge Ordnung, der seine Figur entronnen, dann doch zu Fall bringen könne. Der Zweifel bleibt aus, die Worte holen aus zur fortwährenden Selbstfindung im Überschreiten der Grenzen. Der Kraftheld dieser Geschichte, der letztlich die Sprache selbst ist, erinnert an John Irving oder Henry Miller. Dass nun der Leser so angerührt wäre, wie Hager es von anderen Büchern beschreibt - "wochenlang tobten sie in mir wie Stürme" (S. 60), wird ein frommer Wunsch bleiben. Die Bewegung, die Hagers Geschichte auslöst, gleicht eher dem Schlag ins Wasser. Da sollten nur große Bestände zugreifen.

Helmut Krebs

Helmut Krebs

rezensiert für den Borromäusverein.

Wolkenjagd

Wolkenjagd

Philipp Hager
Braumüller (2018)

120 S.
fest geb.

MedienNr.: 593659
ISBN 978-3-99200-205-4
9783992002054
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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