Kiras Version
Ausgesperrt - der 42-jährige Eff steht an einem heißen Sommertag in Prag ohne Schlüssel, Handy und Kreditkarte vor seiner Haustür. So wandert er durch die glühende Stadt und überlegt, bei welchem Freund er übernachten kann. Auf einem Platz, auf dem sich Obdachlose treffen, lernt er einen alten Mann kennen, der jemanden für einen Gelegenheitsjob sucht. Der Alte, der "Gevatter Tod" genannt wird, und sein Kollege Rasna haben einen Roboter konstruiert, der wie eine Frau aussieht. "Kira", eine Abkürzung für "Künstliche Intelligenz in realitätsbezogener Anwendung", wird Eff zum Testen anvertraut. Kira kann zwar selbstständig handeln und hat eine Menge Wissen gespeichert, es fehlt ihr aber an emotionaler Intelligenz. In den Wochen, die sie zusammen mit Eff verbringt, kommen sich die beiden näher und beginnen eine Liebesbeziehung (Darin ähnelt Hakls Roman Ian McEwans Roman "Maschinen wie ich", BP/mp 19/709). Anders als von den Konstrukteuren geplant, beginnt Kira, Dinge kritisch zu hinterfragen und lernt zu fühlen. Hakl wechselt die Perspektiven von der Ich- zur Du-Erzählung. Es bleibt dabei offen, ob der Ich-Erzähler Eff von einer weiteren Person beobachtet wird oder sich selber von außen betrachtet. In einem Kapitel schildert Kira ihre Version des Experiments. Die Sprache des Romans wechselt je nach Milieu, von deftig und brutal bei den Obdachlosen bis zu feinfühlig und geistreich in den nahezu philosophischen Gesprächen des Liebespaares. Ein spannender Zukunftsroman über das Wesen und die Gefahr künstlicher Intelligenz.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Kiras Version
Emil Hakl ; aus dem Tschechischen von Miro Kraetsch
braumüller (2019)
255 Seiten
fest geb.