Palmengrenzen
Als der Eurocity aus Bologna in München einfährt, wird der pensionierte Notar Bruno Ziegler tot auf seinem Sitz aufgefunden, erschossen aus nächster Nähe. Ein guter Freund beschließt, Zieglers Aufzeichnungen über seine zunehmende Verwicklung in mafiöse Geschäfte zu veröffentlichen, um die Aufklärung des Falls zu befördern. Darin dokumentiert der Notar die Anfänge der Ausbreitung der italienischen Mafia im Allgäu, ihre zunehmende Expansion und Internationalisierung sowie ihre Methoden, die heutzutage viel mehr in geschickter Einflussnahme statt plumper Brutalität bestehen. Nachdem Ziegler selbst mit der Annahme eines Forschungsstipendiums zunächst unwissentlich in das mafiöse Umfeld gerät, wird er zunehmend in ihre Geschäfte eingespannt - bis er einen Ausstieg nicht mehr überleben kann. - "Palmengrenzen" ist kein Krimi im klassischen Sinne, sondern erkundet vielmehr die gesellschaftlichen Verflechtungen der Mafia, ihr unerkanntes Wirken im Hintergrund und ihr professionelles Unternehmertum. Gleichzeitig erzählt der Roman, wie in den internen Strukturen gegenseitigem Respekt höchste Bedeutung beigemessen und die Achtung der familiären Interessen im Zweifelsfall gewaltsam durchgesetzt wird. Zu empfehlen.
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Palmengrenzen
Gerhard Köpf
braumüller (2020)
238 Seiten
fest geb.