Die Tränen von San Lorenzo
Während eines Fußballspiels wird in einer Kneipe in der mexikanischen Stadt Torréon ein Mann ermordet. Der Verdacht fällt bald auf einen der Ayala-Zwillinge: da sich Remo und Rómulo so ähnlich sehen, kommen beide in Betracht. Während Rómulo verschwindet, wird Remo ins Gefängnis gesteckt. Nach Verbüßung der Strafe begibt er sich in therapeutische Behandlung. Nach und nach kommt Licht in das geheimnisvolle Leben der Zwillinge. Aber auch in die mysteriösen Geschichten vom Tod der Mutter der Zwillinge, deren Leiche aus unerklärlichen Gründen aus ihrem Grab verschwunden ist. Und vom ebenso mysteriösen Verschwinden der Statue der heiligen Nina aus der Kirche in San Lorenzo. - Alfonsos Buch ist durchaus ein gut komponierter Kriminalroman. Doch er ist noch weitaus mehr, denn er präsentiert die moderne mexikanische Gesellschaft pointierter als manche soziologische Studie. Und die Art, wie der Autor kaleidoskopartig die Geschichten ineinander verwebt bzw. enthüllt, ist meisterlich und zeigt seine literarische und stilistische Kompetenz. Alfonso ist in seiner Heimat Mexiko ein populärer und prämierter Autor. Und darf ohne Wenn und Aber als würdiger Romancier in der Nachfolge der großen lateinamerikanischen Autoren des 20. Jh. gesehen werden. Absolut lesenswert! (Übers.: Peter Kultzen)
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Tränen von San Lorenzo
Vicente Alfonso
Unionsverl. (2017)
215 S.
fest geb.