Die kurzen und die langen Jahre

1974. In einer entlegenen Hütte im Schwarzwald ist ein Doppelmord geschehen. Am Tatort treffen sich zufällig der 22-jährige Simon, der seinen Vater, und die 30-jährige Sylvie, die ihren Mann verloren hat. Vom ersten Moment an fühlen sich beide Die kurzen und die langen Jahre zueinander hingezogen. Da Sylvie aber ihren Mann sehr liebte und nicht so rasch vergessen kann und weil sie einer Beziehung mit einem jüngeren Mann keine Zukunft gibt, bleibt es bei einer jahrzehntelangen platonisch-unkörperlichen, aber trotz mancher Irritationen äußerst beständigen Liebe, die sich vor allem in innigen Briefen äußert. Beide gehen unterschiedliche Wege, beide gehen im Lauf der Zeit Beziehungen ein, heiraten, trennen sich, werden Eltern und Großeltern. Und es gibt auch lange Phasen des Schweigens. Und dennoch kann Simon sie nicht vergessen: "Ich verglich jede mit ihr, und keine hielt stand." (S. 155) 60-jährig meldet sich Sylvie nach langer Zeit wieder bei Simon, allerdings als Mörderin aus einer Strafvollzugsanstalt. Nun erst führt sie das Schicksal wohl endgültig zusammen. Ein vertanes Leben oder der Triumph der Liebe? Das zu beurteilen bleibt dem Leser überlassen. Ein hochromantischer Liebesroman also, der uns von zwei Menschen erzählt, die allen Widrigkeiten zum Trotz an der Liebe ihres Lebens festhalten, der es aber auch versteht durch viele markante, die Zeit charakterisierende Details dem Roman ein hohes Maß an historischer Authentizität zu verleihen. Für Leser/innen von bittersüßen Liebesromanen vorbehaltlos zu empfehlen.

Helmer Passon

Helmer Passon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die kurzen und die langen Jahre

Die kurzen und die langen Jahre

Thommie Bayer
Piper (2014)

202 S.
fest geb.

MedienNr.: 396986
ISBN 978-3-492-05481-2
9783492054812
ca. 17,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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