An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Ein einsamer Wolf unterwegs nach Westen wird nahe der polnischen Grenze gesichtet. Sein Weg kreuzt sich mit denen verschiedener Menschen, von denen der Roman erzählt. Da ist Tomasz, der in sich gekehrte junge Pole, der als Bauarbeiter in Berlin arbeitet und dort trotz Freundin vor Einsamkeit Angstzustände bekommt. Zwei jugendliche Ausreißer, die sich von der polnischen Grenze bis nach Berlin durchschlagen, nachdem die Mutter des Mädchens gewalttätig geworden ist. Haltlose Eltern, die sich auf den Weg machen, um die Kinder zu suchen. Ein junges Paar, das einen Kiosk betreibt. Der Mann ist psychisch krank und getrieben von der Idee, den Wolf zu erschießen. Und schließlich eine junge, türkische Journalistin, die über den Wolf schreibt, der immer wieder in Berlin gesichtet wird. In allen steckt selbst ein einsamer Wolf. - Die knappe Sprache, die sehr sparsam mit Adjektiven umgeht, verstärkt den Eindruck der Verlorenheit. Allen gemeinsam ist die Unfähigkeit, miteinander zu kommunizieren, sich gegenseitig wahrzunehmen und Gefühle zu zeigen. Ein beeindruckender Erstlingsroman von Roland Schimmelpfennig, der durch seine erfolgreichen Theaterstücke bekannt ist. Bis zum Ende bleibt die Handlung spannend und bietet viel Stoff zum Nachdenken. Für alle Büchereien sehr empfohlen.
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.
An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
Roland Schimmelpfennig
Fischer (2016)
253 S.
fest geb.