Die Hölle ist leer, die Teufel sind alle hier
Der Übersetzer Emil Lanz lebt in einem Haus auf dem Lido in Venedig. Eine innere Leere lässt ihn immer häufiger an Selbsttötung denken. Eines Tages will er sich in einer abgelegenen Gegend, auf der Insel Toracello, in einem Holunderbusch erschießen. Dort wird er jedoch Zeuge eines Mordes. Bald stellt sich heraus, dass eine junge Frau, die er kurz zuvor am Strand beobachtet hat, in die Vorgänge verstrickt ist. Lanz geht nicht sofort zur Polizei, sondern sucht den Kontakt zu der Fremden. Sie heißt Julia und kennt einen der Mörder. Lanz verliebt sich in Julia und wird mehr und mehr in eine Welt hineingezogen, die alles das, was er bisher als Realität wahrgenommen hat, untergräbt. - Roth erzählt die Geschichte eines Bandenkrieges als Vexierspiel jenseits einer eindeutigen Realität. Die Figuren sind undurchschaubar und bewegen sich wie in einer eigenartigen Parallelwelt. Die vielschichtige Suche nach den Hintergründen der Ereignisse machen das Buch zu einer Herausforderung. Die ausführlichen Beschreibungen Venedigs und seiner Kultur und die Reflexionen der Hauptfigur überlagern immer wieder die Handlung, die sich wie ein Elektron in der Finsternis um einen unsichtbaren Kern dreht.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Hölle ist leer, die Teufel sind alle hier
Gerhard Roth
Fischer (2019)
365 S.
fest geb.