Willy Brandt und Helmut Schmidt
Gunter Hofmann, ehemaliger Chefkorrespondent der "Zeit", gewährt in diesem aufschlussreichen Buch neue Einblicke sowohl in den Charakter Willy Brandts und Helmut Schmidts als auch in das schwierige Verhältnis der beiden Politiker. So zeigt der Autor, dass sowohl die unterschiedliche Herkunft als auch die verschiedenen Erfahrungen der jungen Männer (Brandt: engagierter Sozialist, Exilant; Schmidt: unpolitischer Wehrmachtsoldat, Gefangenschaft) zur Entstehung der späteren Spannungen zwischen den beiden Politikern beitrugen, dass jedoch beide der Wille einte, als Sozialdemokraten den politischen Neubeginn in Deutschland mitzugestalten und die Ausgestaltung der Demokratie in der Bundesrepublik nachhaltig zu prägen. Trotz einer gemeinsamen Grundüberzeugung vertraten sie unterschiedliche Positionen innerhalb der SPD, was ab den späten 60er Jahren zu scharfen Auseinandersetzungen führte und das gegenseitige Vertrauensverhältnis beendete. Detailliert thematisiert Hofmann die Konfliktsituation zwischen dem Parteivorsitzenden Brandt und Bundeskanzler Schmidt, die in der Frage der Nachrüstung und Friedensbewegung eskalierte und die SPD spaltete. Mauerfall und Wiedervereinigung milderten den Richtungsstreit und ermöglichten den beiden nicht mehr aktiven Politikern, sich wieder als Freunde zu sehen. - Spannende, in die Tiefe gehende Lektüre für zeitgeschichtlich Interessierte.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Willy Brandt und Helmut Schmidt
Gunter Hofmann
Beck (2012)
335 S. : Ill.
fest geb.