Die Taugenichtse
Nach dem Zweiten Weltkrieg braucht England Arbeitskräfte. Aus den Kolonien in Westindien strömen dunkelhäutige junge Männer, die sogenannten "Mokkas", ins Land, um sich durch Arbeit eine Existenz aufzubauen. Einer der ersten ist Moses, der seine Heimat in der Karibik verlassen hat und nun in London in einem kleinen armseligen Zimmer haust. Er ist froh, dass er einen Job hat und durch Nachtschichten so viel Geld verdient, wie er zum Leben braucht. Moses ist erste Anlaufstelle, Ratgeber und kennt einfach jeden. Viele schräge Vögel und Überlebenskünstler hat er vor allem in seiner ersten Zeit in einem Hostel kennengelernt und erzählt in diesem Roman, wie "die Jungs" trotz Rassendiskriminierung und ohne Aussicht auf besseren Lebensstandard mit unverwüstlichem Optimismus und Lebensfreude in einer Parallelwelt in London leben. Obwohl Bürger des Commonwealth, sind die Westinder aufgrund ihrer Hautfarbe weniger akzeptiert als Einwanderer vom Kontinent. Während der Woche schuften sie in schlecht bezahlten Jobs, am Wochenende aber ist Party und Feiern angesagt. Sie sind Lebenskünstler, die sich mit ihren Möglichkeiten arrangieren. - Geschrieben wurde der Roman in den Fünfzigerjahren von Samuel Selvon, der 1923 in Trinidad geboren wurde. Erst jetzt liegt die deutsche Übersetzung vor in einer Sprache, die auf fantastische Art und Weise die Authentizität des Themas vermittelt. Warm empfohlen. (Übers.: Miriam Mandelkow)
Gabriele Berberich
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Taugenichtse
Samuel Selvon
Dt. Taschenbuch-Verl. (2017)
172 S.
fest geb.