Die Caprice der Königin

Echenoz' Erzählungen sind zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten angesiedelt. Admiral Nelson ist 1802 beim englischen Landadel eingeladen, verlässt die Gesellschaft, um am Waldrand Eicheln zu vergraben, aus denen starke Bäume werden Die Caprice der Königin sollen - ein vorausschauender Mann, der auch seine Bestattung genau geplant hat. Echenoz lässt in der kurzen Erzählung mit einem leicht ironischen Unterton den Menschen durchblicken. In der titelgebenden Erzählung "Die Caprice der Königin" lässt er den Leser auf dem Lande promenieren, er sieht Wiesen, Schluchten, einen Bauernhof und viele Bäume und landet auf der Terrasse eines Hauses, wo er ein Ameisenvolk beobachtet - eine Anspielung auf die Einstellung des einfachen Volkes gegenüber ihrer Königin Marie-Antoinette. Im Weiteren geht es um Babylon, die Bedeutung des Euphrat für die Stadt und den Bericht Herodots. Dann sehen wir einem Vater und seinem Sohn dabei zu, wie sie hilflos versuchen, die Leere nach dem Tod der Mutter zu verdrängen. Es folgen eine Geschichte über Brückenbau und über einen Mann, der grundlos in eine Pariser Vorstadt fährt, dort herumschlendert und schließlich ein Baguette kauft. - Echenoz erzählt in wenigen Worten ganze Lebensläufe, er beherrscht die Kunst der Komprimierung grandios. Eine kleine literarische Kostbarkeit für Genießer. (Übers.: Hinrich Schmidt-Henkel)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Caprice der Königin

Die Caprice der Königin

Jean Echenoz
Hanser Berlin (2016)

141 S.
fest geb.

MedienNr.: 815799
ISBN 978-3-446-25072-7
9783446250727
ca. 17,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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