Die Unterwerfung

Das geschichtsphilosophisch anmutende Werk beschreibt das Verhältnis des Menschen zur Natur als "Wahn der Unterwerfung", der sich seit fast 7.000 Jahren manifestiere. Ob transzendent verortete Religion, philosophische Schule oder die Ideologien der Die Unterwerfung Moderne, überall fände diese maximale Ausbeutung der Welt eine geistig-intellektuelle Rechtfertigung. Der Klimawandel sei eine letzte Möglichkeit zur Umkehr. Die Lösung liegt für den Autor jenseits klassischen wissenschaftlichen Denkens, in einem Verständnis der belebten Welt als Organismus, vielgliedrig und dabei fein vernetzt, der versucht sein Überleben sicherzustellen. Darum begreift der Autor den Menschen auch nicht als "Krone der Schöpfung", sondern als Zufallsprodukt der Evolution, somit eine Lebensform ohne Sonderstatus. Philip Blom ist sicher einer der Gebildeten unter den Verächtern jedweden religiösen Glaubens. Der leidenschaftliche Atheist wagt sich an ein Projekt, das zwangsläufig Lücken und doch auch Längen haben muss. Beeindruckend bleibt der Detailreichtum des Werks, das Aspekte aus Geschichte, Philosophie, Religion und einem halben Dutzend weiterer Wissenschaften zu verknüpfen weiß. Die Grundfrage des Buchs, wie der Mensch auf die ihn umgebende Natur Acht gibt, ist aller Ehren wert. Allerdings wirkt die fundamentalistisch anmutende Kritik am christlichen Menschenbild als Gottes Ebenbild und darum aus der Schöpfung herausgehoben hochmütig, stellenweise sarkastisch. Bedingt empfohlen für Büchereien, die bewusst "Sparringsliteratur" für die Auseinandersetzung mit modernen Erscheinungsformen eines Naturglaubens anbieten möchten.

Werner Wagner

Werner Wagner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Unterwerfung

Die Unterwerfung

Philipp Blom
Hanser (2022)

368 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 611683
ISBN 978-3-446-27421-1
9783446274211
ca. 28,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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