Ich bin nicht hier, um eine Rede zu halten
Der 1927 in Kolumbien geborene Schriftsteller warnte in der ersten öffentlichen Rede vor Schülern des Abschlussjahrgangs 1944 seiner Schule die Anwesenden: "Ich bin nicht hier, um eine Rede zu halten" Er drückt damit bereits als Jugendlicher aus, wie unangenehm es ihm ist, öffentliche Ansprachen zu halten. Noch 1970 gesteht er einem Auditorium in Caracas, Venezuela, dass er glaubt, vor Angst gleich umzufallen, und dass er sich gezwungen fühlt, eine Rede zu halten. Doch trotz dieses andauernden Unbehagens am öffentlichen Sprechen hat der preisgekrönte Autor sich durchaus erfolgreich in zahlreichen Reden zu verschiedensten Themen und aus unterschiedlichsten Anlässen öffentlich geäußert. Einundzwanzig Reden sind in diesem Band versammelt. Sie umspannen die Zeit von 1944 bis 2007, als er sich, mittlerweile achtzigjährig, an die Verleihung des Literaturnobelpreises fünfundzwanzig Jahre zuvor und an den Erfolg von "Hundert Jahre Einsamkeit" erinnert. Marquez äußert sich nicht nur zu literarischen Themen. Er spricht auch über den lateinamerikanischen Film, über Politik, den Weltfrieden, den Beruf des Journalisten, über Freundschaft im Allgemeinen, aber auch über seine persönlichen Wegbegleiter im Besonderen. Die Reden des in Mexiko lebenden Autors sind allesamt kurz und knapp, eindringlich und emotional und basieren zugleich auf einer heiteren Grundstimmung. Gern empfohlen.
Birgit Fromme
rezensiert für den Borromäusverein.
Ich bin nicht hier, um eine Rede zu halten
Gabriel Garcia Márquez
Kiepenheuer & Witsch (2012)
154 S.
fest geb.