Nick Cave
Wiederholt hat Reinhard Kleist, der ohne Zweifel zur Avantgarde der deutschen Comic-Künstler gehört, biografische Bilderzählungen geschaffen. Nach Johnny Cash, Fidel Castro und der preisgekrönten Geschichte der somalischen Läuferin Samia Yusuf Omar, die auf der Flucht nach Europa ertrinkt ("Der Traum von Olympia" - BP/mp 16/268) hat er sich nun des australischen Musikers und Schriftstellers Nick Cave angenommen, der 2017 seinen 60. Geburtstag feierte. Es gehört schon Mut dazu, zeichnerisch tief und intensiv in Leben und Werk eines in Deutschland doch eher nicht so bekannten Pop- und Underground-Künstlers einzutauchen. Dies gelingt Kleist auf meisterhafte Weise, sein oft ungestümer Zeichenstrich unter Ausschöpfung der Möglichkeiten unterschiedlichster Seitengestaltung spiegelt das wilde Leben des Protagonisten gut wider. Kleist lässt vor allem die Bilder sprechen, Textpassagen sind zurückgenommen. Rückblenden und manche Sprünge in der Erzählfolge machen es dem Leser nicht immer leicht, der Story zu folgen. Für große Bestände und Sammlungen, die Wert auf Qualität legen, auf jeden Fall ein unbedingtes Muss.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Nick Cave
Reinhard Kleist
Carlsen (2017)
graphic novel
317 S. : überw. Ill.
fest geb.