Zwanzig Lewa oder tot
Seit Jahren schon versucht der Autor, sich durch viele Reisen kreuz und quer durch Europa, vornehmlich durch die östlichen Teile des Kontinents, ein eigenes und direktes Bild von den Lebensbedingungen der Menschen zu machen. Ihm ist das "offizielle" Bild von Europa genauso fern wie dessen populistische Karikatur. In diesem Band sind Reiseerzählungen aus Moldawien im Grenzgebiet zwischen Rumänien, der Ukraine und Russland, aus der kroatischen Kapitale Zagreb, aus der bulgarischen Provinz und der "donauschwäbischen Herkunftsheimat" seiner Mutter zwischen Belgrad und Novi Sad versammelt. Meisterhaft versteht es der Autor, mal sehr subjektiv, dann wieder mit der Distanz eines neugierigen Historikers und passionierten Entdeckers unbekannter Schriftsteller, die Leser in unbekannte Regionen Europas zu locken. Fern jeder "westlichen Arroganz" gegenüber dem "heruntergekommenen Osten" lernt man hier etwas über den schweren, oft auch traurigen Alltag der Menschen, die sich irgendwie durch das Leben schlagen. Überall spürt man etwas von den trostlosen Hinterlassenschaften der kommunistischen Jahrzehnte. Man versucht, westlichen Lebensstil zu kopieren, verliert dabei aber den Kontakt zu den eigenen Wurzeln. - Empfehlenswerte Reiseerzählungen, die den Blick weiten.
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zwanzig Lewa oder tot
Karl-Markus Gauß
Zsolnay (2017)
207 S.
fest geb.