Lauter Lügen

Der Schutzumschlag des Buches hält dem Leser neunmal den Buchtitel "Lauter Lügen" entgegen. Und in der Tat beschäftigt sich der emeritierte Philosophieprofessor aus Wien mit den Halbwahrheiten, die uns täglich in den Medien offeriert werden. Seine Lauter Lügen meist kurzen Texte sind Kolumnen, die in der Wiener "Kleinen Zeitung" oder der "Neuen Zürcher Zeitung" zwischen 2017 und 2022 erschienen sind. Diese fasst Liessmann in 6 Kapiteln zusammen. Ihre Themen klingen in den jeweiligen Untertiteln bereits an mit "Verschwörungstheorien und andere Vergnügungen", "Kultur und politische Moral", "Über soziale und sonstige Beziehungen", "Bildungssplitter", "Zwischen Pandemie und Klimawandel" und "Zur Flexibilisierung des Guten". In sachlicher Sprache geht es um die allgegenwärtigen Schlagwörter Feminismus, Identitätskurs, freie Geschlechtsbestimmung, "Cancel Culture", Digitalisierung, "Friday for Future", Klima-Kleber, den Ukrainekrieg und natürlich die Corona-Auswirkungen. Nachdrücklich stemmt sich Liessman gegen vorgefasste Meinungen und das Moralisieren anstelle von klarer Analyse. Dabei kommt ihm seine Belesenheit und vielfältige Kenntnis zugute. Sein abgewogenes Urteil fällt er im Bewusstsein, als Zeitgenosse nur über einen eingeschränkten Horizont zu verfügen. Die Texte sieht er deshalb nur als Annäherungsversuche. Sie bilden mit ihrem ganzheitlichen Ansatz eine echte Hilfe bei der täglichen Orientierung in den aktuellen Medienmeldungen. Die ruhige und schlüssige Argumentation führt oft zu einer sanften Zuspitzung am Ende. Ohne Aggressivität wird Kritik an Auswüchsen der Gegenwart erarbeitet und ein freier Blick auf elementare menschliche Fragen geschaffen.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Lauter Lügen

Lauter Lügen

Konrad Paul Liessmann
Paul Zsolnay Verlag (2023)

253 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751574
ISBN 978-3-552-07342-5
9783552073425
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ha
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