Der Reisende

In Berlin werden Juden aus ihren Häusern heraus verhaftet. Während ein Wucherer dem jüdischen Kaufmann Otto Silbermann sein Haus unter Preis abkaufen will, klopft es unerbittlich an der Tür. Silbermann gelingt es, rechtzeitig durch die Hintertür Der Reisende zu verschwinden und sich von seinem Kompagnon den halben Anteil aus seinem Geschäft auszahlen zu lassen. Jetzt ist er mit einem Aktenkoffer voller Geld auf der Flucht. Sein arisches Aussehen schützt ihn zunächst, doch sein jüdischer Pass macht es ihm unmöglich, sich in einem Hotel einzuquartieren. Er versucht, ins Ausland zu entkommen, wird aber von belgischen Grenzpolizisten nach Deutschland zurückgeschickt. So reist er rastlos mit dem Zug kreuz und quer durch Deutschland, immer in der Gewissheit, solange er Geld in der Tasche habe, besitze er auch Lebenskraft. - Den Leser nimmt er mit in seinen dialektischen Gedankenstrom, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung in einer sich zuspitzenden Situation. - Unmittelbar nach den Judenpogromen im November 1938 hat Boschwitz (1915-1942) seinen familienbiografisch inspirierten Roman geschrieben. Der Herausgeber Peter Graf wurde erst 2015 auf das Originaltyposkript aufmerksam gemacht. Der nun vorliegende Roman ist das früheste literarische Dokument dieser Gräueltaten und unbedingt lesenswert.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Reisende

Der Reisende

Ulrich Alexander Boschwitz
Klett-Cotta (2018)

302 S.
fest geb.

MedienNr.: 592830
ISBN 978-3-608-98123-0
9783608981230
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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