Zeiden, im Januar

Die wechselhafte Geschichte der Einwohner Siebenbürgens, die Ungarn, Rumänien und auch den Habsburgern zugeschlagen wurden, bildet den Nährboden des Romans. Die Hauptprotagonistin Leontine lebt alleinstehend in dem Haus ihrer bereits verstorbenen Zeiden, im Januar großen Liebe, das auch einer Ziehtochter, Maria, ein Heim bietet. Die Handlung setzt im Winter 1941 in Zeiden ein, einem kleinen Ort der Rumänendeutschen. Leontine ist eine couragierte Frau, die das Unheil der Nationalsozialisten erkennt und kämpft, Freunde und Mitbürger vor dem unheilvollen Deutschtum der Nazis zu warnen. Dies gestaltet sich schwierig, da die gebeutelte Region Hoffnung schöpft, dem großen erstarkten Reich endgültig anzugehören. Persönliche Beziehungen leiden unter dem Konflikt. Das Schicksal der Figuren bleibt ungewiss. - Einem hohen Anspruch und einem bedeutendem Thema, das literarisch kaum beackert ist, setzt sich Ursula Ackrill aus, die selbst in Kronstadt geboren ist. Historisches ist akribisch und tiefschürfend recherchiert. Doch gelingt der Autorin die epische Umsetzung nicht. Zu viele Handlungsstränge, zu abrupte und große Zeitsprünge, zu sterile Personenbeschreibungen fordern selbst den geduldigen und angestrengten Leser über das Maß, das noch Lesefreude böte. Ein zumeist sehr verschachtelter Satzbau, der das Verständnis unnötig sehr erschwert, vergällt zudem die Rezeption. Eine sehr sperrige Kost. Schade - gerade wegen der ersichtlich großen Auf- und Erarbeitung des historischen Themas.

Christine Vornehm

Christine Vornehm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Zeiden, im Januar

Zeiden, im Januar

Ursula Ackrill
Wagenbach (2015)

253 S.
fest geb.

MedienNr.: 784707
ISBN 978-3-8031-3268-0
9783803132680
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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